Von Emotionen überwältigt sein – so kannst du mit deinen Gefühlen umgehen

Von Emotionen überwältigt sein – so kannst du mit deinen Gefühlen umgehen

Gefühle, die so stark sind, dass sie das Denken außer Kraft setzen. Emotionen, die uns den Boden unter den Füßen wegziehen und alles um uns herum ausblenden. Bestimmt kennst du das, von Emotionen überwältigt zu sein. Wenn es sich dabei um positive Gefühle handelt, stört es dich wohl eher nicht. Doch wie kannst du mit negativen Gefühlen umgehen, die dich vollkommen aus der Bahn werfen?

Der Sozialpsychologe und Konfliktforscher Prof. Dr. Ulrich Wagner erklärt dir hier, wie du dich erfolgreich von negativen Emotionen ablenkst. Unsere Tipps können dir helfen, durch das Meer der Emotionen zu navigieren, in dem wir uns alle von Zeit zu Zeit mal verlieren können. Denn der richtige Umgang mit Emotionen kann gelernt oder zumindest bewusster wahrgenommen werden.

Umgang mit Wut: Übungen und Tipps

Wenn du das nächste Mal Ärger oder Wut verspürst, kannst du die folgenden Werkzeuge verwenden, um mit diesen Emotionen umzugehen.

  1. Tritt im Geiste einen Schritt zurück und atmet tief durch. Folgende Techniken haben sich dabei bewährt: bewusstes ruhiges und gleichmäßiges Atmen, beruhigende Musik, positive Gedanken oder Meditation. Sage auch deinen Mitmenschen, wenn du gerade eine kurze Auszeit brauchst.
  2. Rede über deine Wut und deinen Ärger. „Es kann hilfreich sein, Emotionen zuzulassen und darüber zu sprechen, was wir gerade empfinden. Unterdrücken wir stattdessen unsere negativen Emotionen, kann das negative Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und unsere körperliche Gesundheit haben“, sagt Prof. Dr. Wagner. „Vor allem aber können unterdrückter Ärger und Wut unsere Beziehungen zu anderen gefährden. Niemand will auf Dauer mit Personen zu tun haben, die erkennbar wütend und unzufrieden sind, ohne zu sagen warum."
  3. Versuche, eine Lösung zu finden. Auch wenn du vielleicht nicht alles ändern kannst, worüber du dich gerade ärgerst, gelingt es vielleicht doch, einen Lösungsweg zu finden. Manchmal ist es auch hilfreich, wenn man die Situation zumindest ein wenig verbessern kann. Die Aussicht auf eine solche Konfliktlösung hilft dann auch, Wut und Ärger ein wenig einzufangen.

Umgang mit Gefühlen der Angst

Wir reden von Furcht, wenn wir uns vor einer bestimmten Sache oder bestimmten Personen fürchten. Angst ist ein eher unbestimmtes Gefühl, bei dem man oft nicht klar ausmachen kann, wovor genau man Angst hat. Der Umgang mit negativen Gefühlen wie Furcht und Angst ist nicht immer einfach. Doch die folgenden Tipps können dir vielleicht dabei helfen, sie zu vertreiben oder zumindest abzumildern.

  1. Versuche, logisch über deine Furcht oder deine Angst nachzudenken. Was genau macht dir Angst? Versuche dir bewusst zu machen, wie wahrscheinlich es ist, dass das furchteinflößende oder angstmachende Ereignis wirklich eintritt. Überlege dir, an welchen Orten oder zu welchen Zeiten tatsächlich eine Gefährdung vorliegen könnte und wann eher nicht. Vielleicht kannst du dich mit deinem Verhalten darauf einstellen.
  2. Rede mit anderen über deine Befürchtungen und Ängste. Deren Antworten können dir helfen, einzuschätzen, wie gefährlich etwas wirklich ist.
  3. Geh auf die Angst zu. Vor allem, wenn du zu dem Schluss kommst, dass es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass das furcht- oder angstauslösende Ereignis wirklich eintritt, lass dich auf die Situation ein. Menschen die Angst vor Hunden haben, können ihre Angst in den Griff bekommen, wenn es ihnen gelingt, Hunde zu streicheln und sie dabei feststellen, dass der Hund sie nicht angreift. Genauso können Menschen mit Flugangst ihre Angst überwinden, wenn sie sich tatsächlich auf eine Flugreise begeben.
  4. Bleib stark und suche dir Hilfe. Man kann leicht von Angst überwältigt werden. Furcht und Angst können das eigene Verhalten erheblich einschränken, wenn man sich nicht mehr an bestimmte Orte traut oder der Begegnung mit bestimmten Personen ausweicht. Wenn dich deine Angst so stark aus der Bahn wirft, dann wende dich an eine:n Expert:in. Professionelle Hilfe bietet dir einen sicheren Raum und stärkt dich, deine Angst zu überwinden. Und denke daran, es ist kein Zeichen der Schwäche, Hilfe anzunehmen. Es zeugt von Stärke.

Umgang mit negativen Gefühlen der Traurigkeit

Traurigkeit erleben wir, wenn wir etwas verloren haben, das uns wichtig ist. Das kann eine Person sein oder auch eine Beziehung zu einer anderen Person. Wenn du dich traurig fühlst oder trauerst, können dir die folgenden Tipps vielleicht helfen, mit Trauer umzugehen.

  1. Nimm dir die Zeit und den Raum, die du brauchst, um über deine Traurigkeit nachzudenken.
  2. Tu dir selbst etwas Gutes. Das kann dein Lieblingshobby sein, etwas Neues ausprobieren, Sport, Kunst schaffen und vieles mehr sein. Auch anderen etwas zurückzugeben, wie etwa in Form von Freiwilligenarbeit, hilft, laut unseres Experten, vielen Menschen mit Traurigkeit umzugehen.
  3. Rede mit Menschen, denen du vertraust, über deine Traurigkeit. Wenn diese Menschen deine Traurigkeit verstehen und mit dir teilen, kann das sehr helfen. Unsere Mitmenschen haben oft ebenfalls traurige Erlebnisse hinter sich - gemeinsam darüber zu sprechen, kann helfen. Auch haben Gesprächspartner:innen manchmal gute Ideen, was du tun kannst, um dich ein wenig von deiner Traurigkeit abzulenken.

Umgang mit Gefühlen wie Freude

Wir alle genießen dieses Gefühl. Versuche auch, deine Freude mit anderen zu teilen. Glück ist bekanntlich eines der wenigen Dinge, die sich vermehren, wenn man sie teilt!

Die Erinnerung an erfreuliche Ereignisse und Glücksgefühle kann uns helfen, schwierige Situationen zu meistern. Wie war das, als wir glücklich waren und uns über etwas gefreut haben? Vielleicht kommt uns wieder die Musik in den Kopf, die in einer solchen glücklichen Situation gespielt wurde, wie es roch oder was wir vielleicht gerade gegessen haben. Erfreuliche Erinnerungen können negative Emotionen oft ein wenig ausgleichen.

Der richtige Umgang mit Emotionen ist nicht immer ganz so einfach. Denn wir alle gehen auch mit Gefühlen und Emotionen anders um. Das liegt vor allem auch daran, dass wir Emotionen ganz unterschiedlich wahrnehmen. Wie genau Emotionen ausgelöst werden, erfährst du in einem weiteren Beitrag.


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