Die Männergrippe: Leiden Männer bei einer Erkältung tatsächlich mehr als Frauen?

Wir alle möchten Erkältungen vermeiden, Männer am allermeisten. Zeit für etwas Verständnis und Mitgefühl

männergrippe

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Männer gelten als besonders wehleidig, wenn es um geht. Da wird geächzt und gestöhnt, sobald die Nase läuft, bei einem Husten werden Symptome einer Lungenentzündung gegoogelt, und natürlich sind kranke Männer so schwach, dass sie kaum aufstehen können. Frauen dagegen niesen einmal und gehen am nächsten Tag wieder arbeiten. Stark überzogene Vorurteile über die vermeintlichen Stärken und Schwächen der Geschlechter mögen auf den ersten Blick ganz lustig klingen, stimmen meist aber nicht. In diesem Fall gibt es jedoch einen ernsten Hintergrund: Erkältungserreger scheinen Männer tatsächlich schwerer zuzusetzen als Frauen. In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, woran das liegen könnte.

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Warum Männer bei einer Erkältung mehr leiden, ist kompliziert

Natürlich wird über Männer und Grippe gescherzt, man denke nur an die „tödlich verlaufende Männergrippe“, die gefühlt ewig zu dauern scheint. Grundsätzlich ist es allerdings so, dass das Leiden an Krankheiten bzw. der Leidensdruck extrem subjektiv ist – was für den einen eine Lappalie ist, empfindet ein anderer als sehr belastend. Daher ist es nie verkehrt, wenn man seinen Mitmenschen empathisch und verständnisvoll begegnet und ihre Erkrankung ernstnimmt.

Abgehehen davon zeigt die aktuelle Studienlage mit Blick auf die „Männergrippe“ ein differenziertes Bild: Kranke Männer scheinen tatsächlich an einer Erkältung stärker zu leiden als Frauen. Für das Phänomen der „Männergrippe“ gibt es also so etwas wie eine medizinische Erklärung.

Männer erkranken häufiger an Infektionskrankheiten als Frauen

Dass zumindest Grippeviren den männlichen Teil der Bevölkerung stärker erwischen als den weiblichen, scheint mittlerweile unbestritten. US-Forscher haben schon vor einigen Jahren herausgefunden, dass Männer tatsächlich stärker unter einer Grippe leiden, da ihr Immunsystem weniger abwehrend reagiert als das weibliche.

Laut den Untersuchungen schützt das weibliche Hormon Östrogen besser vor den Influenza-Viren (also den Viren für die „echte“ Grippe), die sich im Organismus von Frauen entsprechend schlechter vermehren können. Dagegen unterdrückt das männliche Hormon Testosteron eine Immunantwort auf Keime. Je höher der Testosteron-Spiegel im Blut daher ist, desto anfälliger ist man(n) für Infektionskrankheiten. Selbst die (wichtige!) Grippeimpfung fällt bei Männern weniger wirksam aus als bei Frauen.

Zu ähnlichen Erkenntnissen führten auch Untersuchungen während der Corona-Pandemie. Obwohl beide Geschlechter gleich häufig an Covid-19 erkrankten, zeigten sich bei Männern häufiger schwere Verläufe. Experten vermuten, dass sich bei Frauen eine stärkere Immunabwehr zu Beginn der Erkrankung zeigt. Dies verhindere, dass sich Coronaviren im Körper ausbreiten und zu Entzündungen in der Lunge führen können. Andere Studien belegen, dass Männer nicht nur häufiger an einer Grippe leiden, sondern auch stärker von Krankheiten wie Tuberkulose, Pneumo- und Meningokokken oder Hepatitis B betroffen sind.

Gene und Lebensstil wirken sich ebenfalls aus

Neben biologischen Faktoren wie den dominierenden Hormonen könnten auch die Gene eine Rolle spielen, warum Männer häufiger von Infektionskrankheiten betroffen sind. Hier ist das X-Chromosom wichtig, das wichtige Gene für die Immunabwehr reguliert. Männer haben nur ein aktives X-Chromosom, Frauen aber zwei. Daher steht ihnen die doppelte Power für die Krankheitsabwehr zur Verfügung.

Zudem ist immer auch der Lebensstil zu berücksichtigen: Statistisch betrachtet trinken Männer mehr Alkohol und rauchen mehr, ernähren sich ungesünder, bewegen sich weniger, sind häufiger gestresst und arbeiten, bis sie umfallen – alles Umstände, die sich negativ auf das Immunsystem auswirken. Ebenso, wenn man sich zum Beispiel nicht an bewährte Hygieneregeln hält.

 

Was tun bei „Männerschnupfen“?

Da es sich bei der „Männergrippe“ um eine normale Erkältung handelt, helfen hier dieselben Tipps: Inhalieren, viel trinken und Ruhe. Außerdem gibt es eine Reihe an Hausmitteln, die bei einem Infekt helfen können. Und wenn das nicht reicht: Unsere Tipps zeigen, wie man(n) und frau eine Erkältung noch schnell loswerden kann.

Auch wenn eine Männergrippe oft weniger schlimm ist als zunächst befürchtet, gilt: Wenn es dir schlecht geht und du dir nicht sicher bist, was der Grund dafür ist, solltest du in jedem Fall einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, um deine Symptome abklären zu lassen.

 

Bitte beachte, dass diese Ratschläge nicht die individuelle Beratung deines Arztes oder Ärztin oder eines Apothekers oder einer Apothekerin ersetzen.

 

Quellen:

Talia M. Quandelacy u.a.: Age- and sex-related risk factors for influenza-associated mortality in the United States between 1997-2007, American Journal of Epidemiology (2014)

Hannah Peckham u.a.: Male sex identified by global COVID-19 meta-analysis as a risk factor for death and ITU admission, Nature (2020)

Gesundheitliche Lage der Männer in Deutschland, Robert-Koch-Institut (2014)

Sabra L. Klein: Sex influences immune responses to viruses, and efficacy of prophylaxis and treatments for viral diseases, Bioessays (2012)

Robert H. Shmerling: Is "man flu" really a thing?, Harvard Health Blog (2020)

David Riedl u.a.: Man flu is not a thing – Gender-specific secondary analysis of a prospective randomized-controlled trial for acute rhinosinusitis, Journal of Psychosomatic Research (2022)


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